7 Wochen Isolation durch Grenzschliessung – verheiratet und doch getrennt

Sieben lange Wochen waren wir getrennt, die Corona Pandemie legt alles lahm, trennt Familien, und Ehepaare. Viele Gespräche über Videochat, bangen, hoffen, Diskussionen, Vermutungen, wann wohl die Grenze wieder aufgehen wird? Mails an Ämter, ob man denn mit dem Trauschein keine Vorteile hat, um sich dennoch zu sehen? Die Antworten waren stets die gleichen: Nein, nein nein. Verheiratet zu sein wäre kein triftiger Grund, um sich im anderen Land besuchen zu können.

Verzweiflung, Hinnehmen, Hoffnung, Gelassenheit, Freiheit in den eigenen Wänden geniessen, dies waren Gemütszustände, die uns über diese Wochen hin begleiteten.

Getrennt wohnen

Ehepaar und getrennte Wohnungen? 8 km Entfernung, eine Landesgrenze und nicht zusammen wohnen?

Warum heiratet ihr dann, wenn ihr nicht zusammen wohnt? Viel Unverständnis oder aber Begeisterung wehen uns entgegen, wenn wir über unsere Wohnsituation sprechen. Menschen, die uns beneiden, die gerne mehr Zeit alleine verbringen würden, andere wieder, die sich an den Kopf greifen. Für uns beide ein Glücksrezept unseren unterschiedlichen Hobbys nachgehen zu können, die Nachteule bis tief in die Morgenstunden aktiv, während das frühe Vögelchen aufsteht um die Hühner zu wecken und wir uns wie kleine Kinder über ein Treffen und die gemeinsame Zeit freuen. So kehrt auch nach 7 Jahren noch keine Routine ein.

Werden wir uns trotz geschlossener Grenze wieder sehen können?

Nun zurück zur Separation. Jeder Zollbeamte legt das Gesetz unterschiedlich aus, manche sind gut manche schlechter informiert.

Zufällig hört ein Bekannter im schwäbischen Radio, dass es für Eheleute nun eine Lockerungen gegeben hätte, sich über die Grenze hinaus zu begegnen.

Ich stürze mich auf mein Fahrrad und radle so schnell wie nur möglich zum Zoll, gedrängt von der Freude, meinen Mann in die Arme zu schliessen.

Der deutsche Zöllner weiss von nichts……… Ernüchterung, ….. schickt mich zum Schweizer Zöllner………hoffen…… der mir diese freudige Botschaft bestätigt.

Ich greife gleich zum Handy und sage Daniel Bescheid, er total perplex, denn mit so einem plötzlichen Wiedersehen, haben wir nun mal wirklich nicht gerechnet.

Ein paar Stunden später steht er in Fleisch und Blut vor mir, ich fasse ihn immer wieder an, ist er wirklich da? Wie habe ich die gemeinsam Zeit vermisst, das zusammen Kochen, Spazieren, Kuscheln…… unglaublich, wie dankbar wir sind, uns wieder zuhaben und immer noch ungläubig, dass es möglich ist innert 24 Stunden die Grenze, die sonst nur einen Landesübergang darstellt, zu schliessen und für uns als Liebende undurchlässig zu machen.

Nun war die Frage, komme ich als Schweizerin auch nach Deutschland? Am folgenden Tag, die Antwort des Zollbeamten, nein, nur im Karnkheitsfall oder mit triftigen Grund! Dazu die flapsige Bemerkung, als Ehepaar wohnt man ja auch zusammen!

Googeln hilft doch oft weiter, denn auf der Seite der Deutschen Bundespolizei in grossen Lettern: das Zusammenführen von Familien gilt als triftiger Grund!

Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und auf an die Grenze. Die Nervosität steigt: wird mich der Zöllner durchlassen? Nonstop murmle ich das Mantra: es ist ein netter Grenzbeamter……… komme immer näher der Landesgrenze, sehe eine Schweizer Lok, die auch in Richtung Deutschland fährt…. wenn sie es schafft, dann ich auch……. der Zöllner hält mich an, ich zeige den Ausweis und die Eheurkunde………und es ist geschafft! Juhu, so eine grosse Erleichterung macht sich breit, und eine riesen Dankbarkeit, dass ich nun gleich meinen Mann wieder sehen werde.

Er freut sich riesig darüber, dass ich nach fast acht Wochen auch wieder einmal zu ihm nachhause komme, wartet auf mit vielen kleinen Aufmerksamkeiten, die mich total übermannen, welch ein Glück!

Was haben wir daraus gelernt?

Als wir von der Grenzschliessung erfuhren, waren wir uns zuerst gewiss, dass es für Ehepaare keine Schwierigkeit geben sollte, sich dennoch zu treffen. Als dies jedoch nicht der Fall war, lenkte ich sofort meinen Fokus darauf, dass ich nun gaaaaanz viel Zeit für mich habe und liess die Gedanken von … das gibts doch nicht…. beiseite, denn da wo man die Aufmerksamkeit hin lenkt, das nimmt zu. So konnte ich mit der Trennung umgehen, ich nutzte die Zeit um mein Studium voran zu bringen, war viel in der Natur oder kreativ. Zum Glück konnten wir uns jeden Tag mehrmals über Facetime unterhalten. Mein Mann kam schwerer damit klar, kann er sich eigentlich immer sehr gut zuhause beschäftigen, war es dieses Mal schwieriger, weil die Bestimmung von oben kam, er lernte aber immer besser damit umzugehen. Und trotzdem blieben wir immer dran, erzählten es anderen um so am Ball der Änderungen zu bleiben, was sich ja dann auch so schön ausgezahlt hat.